Es gibt für mich zwei Welten: einmal die irdische, also das, was meine Augen sehen können, aber auch dann die geistliche, das unsichtbare. So lange ich mit dieser Welt zufrieden bin, einfach mit der Welt mit mache, schwimme ich in der weltlichen Strömung mit, dann wird sich nicht viel in meinem Leben verändern! Wenn ich aber anfange die Ungerechtigkeit, die Not, die Lügen, den moralischen Zerfall zu erkennen, dann entsteht in mir eine Unzufriedenheit, ein innerliches Aufbäumen, ein Schrei nach Gerechtigkeit und damit der Wunsch, aus diesem Strom herauszukommen. So fing ich an nach der Wahrheit zu suchen. Es gibt ein Versprechen Gottes, wenn wir die Wahrheit suchen, werden wir sie auch finden. Die alleine fand ich in Jesus Christus, obwohl ich sie zuerst einmal überhaupt nicht in der Bibel suchte, offenbarte sich Gott mir. Ich erhielt neue, geistliche Augen und ein neues Leben. Mir gingen die Augen auf. Ich gehörte nicht mehr zu dieser Welt. Ein 26-jähriger Christ hatte mir die beste Nachricht für mein Leben gegeben. Jesus ist der Retter der Welt, er ist unser Erlöser. Ich wurde errettet und damit wuchs der Wunsch in mir mehr und mehr diese gute Nachricht selbst in die Welt zu bringen und es vor allen Dingen auch zu leben. Damit verlor ich den Wunsch, nur an mich selbst zu denken. Ein großes Gottvertrauen überkam mich. Eine tiefe Ehrfurcht vor diesem heiligen Gott, der uns in seinem Wort Verheißungen macht, die er als wahrer Gott auch halten wird. So wurde langsam sein Wille zu meinem Willen. Vom Unglauben, Misstrauen und Zweifel kam ich zum Glauben - was für ein Tausch, was für ein Wechsel. Ich fing an ein wahres Leben zu leben. Ich wurde zu einem Diener der Menschen, ich hatte keine Zeit mehr die Fehler der anderen zu sehen, sondern fing an, auf Gottes Stimme zu hören und das zu leben wofür Gott mein Leben bestimmt hat. Ich wurde zu einem neuen Menschen und das mit 46 Jahren. „Alle Dinge sind möglich demjenigen, der glaubt.“ Mark. 9:23
Was ist mit mir geschehen? Dieser Eintausch scheint doch ein Abstieg zu sein – vom Wohlstand, vom bequemen Leben, zum Diener der Armen und Verlassenen - ich besitze nichts mehr und habe doch alles. Reich ist, wer viel hat. Reicher ist, wer wenig braucht. Am reichsten ist, wer viel geben kann. (G. Teerstegen).
Was ist innerlich in mir vorgegangen, dass ich so viele verschiedene Wege eingeschlagen hatte? Zunächst war mein Ziel der Wohlstand. War ich dort in eine Gesellschaft reingeraten und befand mich zum Schluss in einer Tretmühle der Gesellschaft, aus der ich nicht mehr herauskam? Rückblickend war für mich der Wohlstand in dem ich lebte, oft wie eine Gefangenschaft. Ich war ja in der High Society. Ich war ans Ziel meiner Wünsche gekommen, lebte in einer schönen Villa direkt am Wasser, die Yacht meines Mannes lag vor dem Haus, ich hatte meine Haushälterin und einen Gärtner. Tagsüber war ich beschäftigt mit Mode, Einkäufen, Club-Lunchen, meine Kinder hin- und herzufahren, an den Strand mit ihnen und meinen Freunden zu gehen. Abends besuchte ich Opernkonzerte, nahm gesellschaftliche Verpflichtungen wahr; ich war es gewohnt zu feiern und zu trinken. Allerdings habe ich immer selbst gekocht. Das war mein Hobby – doch die Mahlzeit wurde uns dann bei Candlelight-Dinner serviert. Oft hatten wir Gäste, aber doch ganz oberflächliche Gespräche. Auch Reisen standen auf unserem Programm.
Immer mehr fragte ich mich, ob ich da überhaupt hingehörte? Wonach suchte ich, als ich diese Maske ablegte und mich dann mehr mit frei denkenden Menschen umgab? Natürlich suchte ich nach Freiheit. Dies Leben war zu beengt; selbstverständlich wollte ich frei werden. Wer hatte überhaupt die Freiheit? Waren es die Menschen, die sich dem Zeitgeist anpassten, die ihren Emotionen freien Lauf ließen? Auch das versuchte ich. Trotz aller Anstrengungen gelang es mir nicht mich gehen zu lassen. War das mein Gewissen, oder was hinderte mich? Warum wollte ich danach auf einmal nicht mehr leben? Ich passte einfach nicht mehr in diese Welt, die sich so drastisch in den 50 Jahren verändert hatte. Ich wünschte, dass ich vor 100 Jahren in dieser Welt gelebt hätte. Aber ich war nun einmal hier zu dieser Zeit und bemühte mich, meinen Platz darin zu finden. Ich machte einen neuen Anlauf. Wenn ich mich Menschen zuwende, die so offensichtlich in einer Notlage sind, dann hatte ich eine Aufgabe und mein Leben würde einen Sinn erfahren.
Nach meiner Bekehrung bekam ich einen Lebensinhalt. Ich war über mich selbst erstaunt, dass ich Dinge tun konnte, die ich mir nie zugetraut hätte. Mein Leben lag von da ab in Gottes Hand, auf einmal machte dies Leben Sinn, dieses Gottvertrauen. So eröffnete ich mit 68 Jahren in Dresden Neustadt mit der Hilfe vieler junger Christen aus verschiedenen Gemeinden den Treffpunkt Stoffwechsel e.V. (Bedeutung: innerlicher sowie äußerlicher Wechsel). Junge Menschen von der Straße trafen sich dort. Wir dienten den Menschen hier in zwei Räumen. Einer davon wurde zu einem Café eingerichtet, mit alten, etwas vergammelten Möbeln; der zweite Raum wurde als Büro und Wohnzimmer genutzt. Ich hatte ja keine Finanzen mehr und sammelte, was andere wegwarfen. Wir hatten unsere Auswahl an Sachen, Kleidern und Möbeln, die von anderen nicht mehr gebraucht wurden. Wie dankbar wir für jedes auserwählte Stück waren. Ich konnte mich über diese alte Sachen von Herzen freuen. Diese Freude und Dankbarkeit waren so echt, dass ich oft an die alten Zeiten zurückdachte, in denen ich im Überfluss lebte und mich mit anderen Freunden verglich. Wo war damals das Ende meiner Wünsche? Ich erlebte in mir, dass es an der Einstellung des Herzens lag. Ein dankbares Herz Gott gegenüber zu haben wurde mir innerlich wertvoll. Ich war arm und trotzdem so reich. Immer wieder dankte ich Gott, Jesus für meine Veränderung. Der Wunsch wuchs in mir, aber auch in uns allen, die im Stoffwechsel mitmachten, das zu retten was andere fortwerfen. Seien es alte Möbel, oder alte Häuser, oder aber das wertvollste: die Kinder und Jugendliche, Menschen. In jedem sehen wir noch Werte. Vielleicht müssen wir öfter dahinter schauen, aber ich konnte es nur mit den Augen Gottes. Kein Mensch ist in seinen Augen wertlos. Er liebt die Menschen und kann in jedem etwas Gutes erwecken, wenn wir unser Leben ihm anvertrauen. Es ist im Geben, dass wir gesegnet werden. Das scheint das Geheimnis Gottes zu sein, das man dann selbst erfährt, wenn man das Wort Gottes in seinem Leben umsetzt. Jesus sagt: „Ich bin er Weg, die Wahrheit und das Leben“.