Die Bibel ist voll von bunten Lebensgeschichten von Frauen, alle ganz verschieden. Ist ja auch gut so, da wir auch alle verschieden sind. Es gab Mütter, Kinderlose, Händlerinnen, Sklavinnen, Königinnen, Prostituierte, kranke Frauen, schöne Frauen, mutige Frauen… u.v.m.
Wir können uns immer irgendwo wiederfinden und von ihnen lernen.
Ich habe eine vielleicht nicht so bekannte Geschichte ausgesucht. Sie gefällt mir, weil sie spannend ist (ich mag auch spannende Filme und Bücher…) und auch zeigt, dass, egal wie bunt unser Hintergrund ist, kann Gott alles neu machen und uns gebrauchen.
Es ist die Geschichte von Rahab (in Josua 2)
Rahab hatte einen nicht so schönen Beruf und wahrscheinlich auch einen genauso unschönen Ruf in der Stadt. Sie war nämlich eine Prostituierte. Einige Bibelkommentare sagen, sie führte eine Pension, es war halt nur keine “normale Pension”…
Sie wohnte alleine in einem Haus an oder in den Stadtmauern der Stadt Jericho, nahe beim Stadttor. Zu der Zeit konnten Stadtmauern 6-9 Meter dick sein, also genug Platz um ein Haus dort einzubauen. Sie hatte von dort einen hervorragenden Ausblick, und konnte wahrscheinlich sowohl in die Stadt hineinsehen, als auch in das umliegende Land. Ihre Eltern und Geschwister wohnten anderswo in der Stadt. Was wir auch im Hinterkopf behalten sollen ist, dass Rahab eine Frau war, die Männer verstand – wie sie dachten, wie sie reagierten und was sie brauchten. Die jüdische Tradition sagt auch, dass sie sehr schön gewesen sein soll.
Josua, der Leiter des Volkes Israel, schickt zwei Kundschafter / Spione aus, um Jericho aus zu kunden. Die Spione brauchten eine Herberge und kamen so in das Haus von Rahab. Jemand hat sie aber gesehen, die waren nämlich auf Grund ihres Aussehens und Akzent`s als Hebräer leicht zu erkennen, und berichten dem König von Jericho davon. Sofort sendet der König seine Soldaten an Rahab`s Tür. Die Soldaten wollen Auskunft über die Spione. Was soll sie nun tun? Soll sie die Kundschafter ausliefern? Soll sie ihnen helfen? Das könnte ihr das Leben kosten wegen Landesverrats…
Rahab ist mutig und stellt sich ahnungslos. Zuvor hatte sie die zwei Spione auf dem Dach unter Flachsstängeln, die dort zum Trocknen ausgelegt waren, versteckt. Sie lügt den Soldaten an: “Ja, diese Männer sind bei mir gewesen. Ich wusste aber nicht, wo sie herkamen. Sie brachen wieder auf, als es dunkel wurde und das Stadttor geschlossen werden sollte. Ich kann ihnen nicht sagen, wohin sie gegangen sind. Wenn ihr ihnen schnell nachlauft, holt ihr sie bestimmt ein.” (Jos 2:4-5)
Die Soldaten glauben ihr und nahmen die Verfolgung auf. Sie laufen heraus und das Stadttor wird hinter ihnen geschlossen.
So, was tut Rahab nun? Sie geht auf dem Dach und spricht mit den Kundschaftern. Bestimmt hatten die Männer Rahab viele Dinge über das große Volk Israel berichtet, darüber wie Gott sie aus Ägypten geführt hatte; über die Wunder, die er getan hatte; wie sich das Meer geteilt hatte und wie sie mit Essen in der Wüste versorgt worden waren. Sie hatte auch gehört, wie sie alle ihre Feinde besiegt hatten. Und jetzt stand dieses große Volk kurz vor ihrer Stadt. Rahab sagt den Kundschaftern “Ich weiß, dass der Herr eurem Volk dieses Land geben wird. Wir haben große Angst, wir zittern vor euch.” Eine Supermacht war im Anzug und die Angst war berechtigt.
Rahab muss sich schon vorher viele Gedanken gemacht haben, denn auf einmal tut sie was Erstaunliches. Sie bekennt: “Der Herr, euer Gott, ist der wahre Gott oben im Himmel und hier unten auf der Erde.” Sie bekennt, dass sie angefangen hatte, an den wahren Gott zu glauben, nicht an die vielen Götter, die ihr eigenes Volk verehrte.
Sie fleht um Rettung für sich und ihre Familienangehörigen. Die Spione gehen darauf ein. So lange Rahab sie nicht verrät, stehen sie mit ihren eigenen Leben dafür ein, dass Rahab und ihre Familie verschont bleiben. Die Voraussetzung ist nur, dass alle im Haus bleiben müssen. Wer rausgeht haftet selbst. Und Rahab muss ein rotes Seil von ihrem Fenster auf die Stadtmauer hängen lassen, damit die Angreifer das Seil sehen würden und wissen, welches Haus sie verschonen mussten.
Das Vertrauen hier ist erstaunlich. Rahab konnte zwei fremde Spione und einen Gott, den sie vorher nicht kannte vertrauen, ihr Leben zu retten. Die Spione waren im Stande eine Frau, die bis jetzt Dirne gewesen war, zu vertrauen, sie nicht zu verraten und dem König auszuliefern.
Rahab lässt die Spione durch das Fenster an einem Seil die Stadtmauer herunterklettern, und rät ihnen, sich drei Tage im Bergland zu verstecken, damit die Soldaten sie nicht finden können. Die Männer laufen fort und Rahab hängt sofort das Rote Seil ans Fenster.
Einige Zeit später kommt das Volk Israel bei Jericho an. Gott hatte vorher das Wasser im Fluss Jordan geteilt, damit das Volk trocken durchgehen konnte. Solche Berichte hatten die Einwohner von Jericho in Angst und Schrecken versetzt. Rahab konnte, die sich annähernde Armee, bestimmt aus ihrem Fenster beobachten. Wie hat sie sich wohl gefühlt? Hat sie auch Angst gehabt? Als sie an das rote Seil schaute, fragte sie sich vielleicht, ob die Männer wohl sich erinnern würden….
Gott gibt dem Volk eine Strategie und Israel greift an. Gott tut ein Wunder und die Stadtmauern stürzen ein. Ein Teil von der Mauer hatte Gott aber einigermaßen bewart, nämlich dort, wo Rahabs Haus stand. Bestimmt haben die Leute im Haus sich die Ohren zugehalten, damit sie das Getöse nicht so stark hören mussten. Und bestimmt hat Rahab öfters die Verwandten erinnern müssen, dass sie alle im Haus bleiben sollten. Die Spione gehen hin und befreien alle, die im Rahabs Haus sind. Rahab und ihre Familie waren die einzigen, die durch ihren Glauben vor dem Untergang bewahrt wurden.
So fängt Rahabs neues Leben an. Wir kennen nur Bruchteile davon. Sie bekommt eine neue Chance von Gott geschenkt.
Sie heiratet einen Mann, namens Salmon. Ihr Sohn, Boaz, wird der Mann von Ruth. Ruth`s Urenkel ist der König David. Somit ist sie in dem Stammbaum von Jesus mit drinnen. Jesus, der vollkommene Sohn eines vollkommenen Vaters, hatte in seinem irdischen Stammbaum einige bunte Charaktere und unvollkommene Äste. Aber ich glaube, das ist so um uns zu zeigen, dass Gott aus allen, die ihm vertrauen neue Menschen machen kann, die er zu seiner Ehre gebrauchen möchte.
Was können wir von der mutigen Rahab lernen?
1. Unsere Vergangenheit muss nicht unsere Zukunft bestimmen. An Rahab erinnert man sich wegen ihres Mutes, nicht ihrer Beschäftigung. Nicht die Männer, die sie gehabt hatte, sind wichtig, dafür aber ihr Vertrauen in Gott. Wir wissen nicht, warum Rahab dieser Lebensstil hineingerutscht war. Vielleicht sind Dinge passiert, die sie dazu gezwungen haben. Diese Frau hatte wahrscheinlich nie Liebe erfahren. Sie war nur von Männern ausgenutzt, verbraucht und “konsumiert” worden, und ich kann mir kaum vorstellen, wie es drinnen in ihrem Herzen ausgeschaut haben muss, ein Riesenmangel an wahrer Liebe, menschlicher Wärme und Zuneigung.
Gott segnete sie mit einem Guten Ehemann und einen Platz in Gottes Volk, nicht weil sie es verdient hatte, sondern weil Gott ihr Gnade zukommen ließ. Gott hat einfach umgeblättert und ihr ein weißes frisches Blatt gegeben, wo sie jetzt gemeinsam mit Gott ihre weitere Lebensgeschichte schreiben konnte. So ist Gott. 2. Kor 5:17 “Gehört jemand zu Christus, dann ist er ein neuer Mensch. Was vorher war ist vergangen, etwas neues hat begonnen.” Das tut Gott mit jedem von uns, wenn wir uns zu ihm wenden.
2. Rahab hat sich um ihre Familie gekümmert
Als Rahab in Lebensgefahr schwebte, dachte sie nicht nur an sich, sondern gleich auch an ihre Familie. Die Familienmitglieder hatten Gottes Gnade noch weniger verdient als Rahab. Die Bibel sagt nicht, dass Rahab`s Familienmitglieder den Gott Israels anerkannt hatten. Trotzdem hatte Rahab sie lieb, sorgte für ihre Sicherheit und rettete ihnen das Leben. Kein Wunder, dass Salmon so eine selbstlose Frau möchte als Mutter seiner Kinder. Wenn wir in Gefahr stehen, denken wir nur an uns, oder auch an unsere Angehörigen?
Um Gottes Vergebung zu empfangen, müssen wir unsere Sünde bekennen
Als Rahab das rote Seil ausgehängt hatte, hat sie sich damit vor dem ganzen Volk Israel und auch dem Leiter Josua als “die Prostituierte Rahab” bekannt. Keine diskrete erste Begegnung. Aber das Volk nahm sie an. Und sie hatte auch keine Angst, zu bekennen, wer sie war und dass sie Rettung brauchte. 1. Joh 1:9 sagt: “Wenn wir Gott unsere Sünden bekennen, dann erfüllt Gott seine Zusage treu und gerecht: er wird unsere Sünden vergeben und uns von allem Bösen reinigen.” Und wenn wir unsere Story mit anderen teilen, bindet das uns nicht an unsere Vergangenheit, in Gegenteil, damit verliert die Vergangenheit ihre Macht, uns weh zu tun. Und wir können andere ermutigen, wenn sie hören, wie viel Gnade wir von Gott erfahren haben.
Glaube, der gelebt wird, bleibt in Erinnerung
Im Jakobusbrief in der Bibel wird Rahab als gutes Beispiel genannt, wenn es darum geht, den Glauben durch die Tat zu beweisen. Rahab hat ihr eigenes Leben riskiert, indem sie die Spione versteckt und geholfen hat. Aber sie tat es und dadurch veränderte sich ihr Leben radikal. In Hebräerbrief 11 werden “die Glaubenshelden” genannt, Leute die durch Glauben an Gott Großes getan hatten. Dort wird Rahab auch erwähnt. Und in dem Zusammenhang steht auch “Deswegen schämt sich Gott nicht, ihr Gott genannt zu werden.” Ich glaube, Gott schaut, wie ein Vater, voller Stolz und Glück auf seine Kinder, wenn sie ihren Glauben leben und in die Tat umsetzen. Wenn ich, wenn du den Glauben lebst, merken das andere und Gott genau so.
Christina Walent
Elim-Gemeinde Gorbitz